Haupteingang ArtHotel Havelberg |
Der Weg führte uns durch Havelberg direkt an den Uferstreifen der Havel. Von dort wurden wir mittels Schildern, unserer eigenen Navisysteme und aufgrund des Sonnenstandes zu unserem Ziel gelenkt. Wir radelten durch verträumte landwirtschaftliche Felder, Wiesen und kleine sumpfige Gebiete zwischen Havel und Elbe. Unser Weg blieb trocken, denn im Rahmen des Ausbaus für die BUGA - die ja nun mehrere Standorte umfasst, welche bewusst auch mittels Fahrrad erobert werden sollten - waren die Wege prima in Schuss (zumindest überwiegend). Asphalt oder gut gegossene Betonplatten oder Steine. Immer wieder luden Holztische und -bänke zu kleinen Pausen ein. Eine Pause nutzten wir in absolut einsamer "Ostpriegnitz-Wildniss" zum Steigen unseres Drachens. Nur die Kiebitze fanden das gar nicht gut... Wildgänse, Rehe, Schwäne und Störche ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.
Heiner mit unserem amerikanischen Rucksackdrachen, gekauft: 1997 in San Franzisco |
Es dauerte nicht lange und ich kam letztlich direkt auf meine Kosten, war ich doch begierig, die schönen Störche auch mal aus der Nähe zu beobachten, am besten auf ihren hochgelegenen Nestern. In Kuhlhausen, einem echten Kuhkaff mit viel Charme, netten kleinen Dorfteichen, sehr gepflegten Grünstreifen und - natürlich - super netten Menschen, beobachteten wir diese Störche. Gerade begrüßt sich das Paar enthusiastisch, während ein Nebenbuhler abschwirrt... In Kuhlhausen war übrigens ein MDR- Reporterteam zugange, einem Politiker Aussagen über einen besseren Hochwasserschutz aus der Nase zu ziehen. Mal sehen, welche Reporter wir morgen antreffen. Heute sind jedoch die Störche unsere Stars.
Störche in Kuhlhausen |
Nach etwa 3stündiger Fahrt bei Gegenwind und flacher Streckenführung kamen wir am Otto-Lilienthal-Museum in Rhinow an. Vorher hatten wir uns mit einem besonders leckeren "Berliner" im ortseigenen Bäckerladen und einer Tasse Kaffee gestärkt. Schließlich sollte der Magen nicht grummeln, wenn wir dem Flugpionier Ehre erweisen würden. Otto Lilienthal hat mit seinem Bruder Gustav Fluggeschichte geschrieben, in dem er das Fliegen des Menschen mittels technischer Unterstützung wissenschaftlich erforschte. Aus Mut wurde 1896 Übermut, als er sich in Stölln bei Rhinow zu Tode stürzte. Gleichwohl ging einige Jahre vorher sein "Normalsegelapparat" in den Verkauf. Bis 1893 wurde es in einer ersten "Serienproduktion" hergestellt und nachweislich mindestens 9 x verkauft.
Se |
Blick in einen Ausstellungsraum des Otto-Lilienthal-Museums in Rhinow |
Das Modell konnte für 500 Mark erworben werden; der damalige Monatslohn lag bei einem mittelmäßig verdienenden Angestellen bei ca. 58 Mark.
Das Geld für die Unternehmungen von Otto Lilienthal waren Gewinne aus seiner Fabrik, in der er Heizkesselanlagen und kleine Motoren bauen ließ. Beeindruckend für Arbeitsschützer: Er galt als sozial vorbildlicher Arbeitgeber, beteiligte er die Arbeiter doch zu 25% an den Gewinnen und sorgte auch sonst für zur damaligen Zeit gute Arbeitsbedingungen.
Nach den Museumseindrücken verschlug es uns zum ältesten Flugplatz der Welt, da wo Otto Lilienthal seine Selbstversuche unternommen hat. Die BUGA hatte auch hier ihre zaubernde Hand entfaltet.
Gangways führten über die Ebene, von wo aus Otto Lilienthal seine Experimente durchführte. |
Kunst stand im Vordergrund, um auf langen Gangways über die historische Stätte zu führen. In sogenannten Steppengleitern - schwebenden Beeten - fanden sich die zu dieser Jahreszeit üblichen Rosen, viele verschiedene Kräuter und andere Blumen wieder. Man spazierte über die Holz-Stege wie über ein Gangway und fand sich dann am letzten Punkt mit Blick auf die noch heute genutzte Landebahn wieder:
Hier landete auch die Lady Agnes - heute Standesamt (Außenstelle Rhinow) |
Lady Agnes, ein russisches Passagierflugzeug mit Dauerplatz |
Neugierig waren wir auch auf die angekündigten Kakteen-Ausstellung. Sie befand sich unter freiem Himmel in verschiedenen "Kisten". Jede Kiste hatte sein Kakteen-Thema. Schön war es, um die Kisten herum zu wandern.
Wir genossen nach Verabschiedung von diesem Teil der BUGA jeder eine Spreegurke für unglaublich teure 2 Euro... Heiner: "Dafür kriegt man sonst zwei Gläser voll!" Uns hat`s dennoch geschmeckt. Wir kehrten anschließend noch bei einem Bücherantiquariat ein. Ein kleines Gedichtsbändchen und ein Krimi waren die Ausbeute. Wir genossen das phantastische Wetter, zwar wolkig, jedoch überwiegend sonnig und behaglich warm.Unsere Heimreise traten wir gut zufrieden an, nachdem wir noch etwas Geld in die örtliche Infrastruktur investiert und uns sehr nett mit anderen Fahrrad-Urlaubern unterhalten hatten. Sie kamen aus dem Spreewald und deckten uns gleich mit ein paar Tipps für unsere spätere Etappe ein!
BUGA - Tschüss - Rhinow/Stölln |
Unsere Fahrräder
Unsere Räder von Riese und Müller wurden heute, am zweiten echten Urlaubstag immer mal wieder getauscht. Denn dasFaltrad Birdy hat zwar eine Voll-Federung, aber auch einen ziemlich harten Sattel. Mein Pedelec Jetstream hingegen bewies sich wieder mal mit höchstem Komfort. Trotz Tausch waren wir bei der Ankunft im Hotel dann doch beide sehr froh, duschen und die Beine hoch legen zu können. Wir hatten eine landschaftliche wunderschöne Rückfahrt mit vielen kleinen Erlebnissen hinter uns. Die teilweise sehr einsamen, einfachen, ja manchmal auch arm wirkenden Höfe und Häuser fielen uns auf - daneben dann wieder spitzenmäßig renovierte Anwesen und mit ganz wenigen Ausnahmen, sehr gepflegte Gartenanlagen. Viele Pferde, Kühe, Schafe, Gänse, Enten, Strauße sahen wir. Zwischendurch fuhren wir auch an einer Putenfarm vorbei. Das Federvieh hatte sich bereits durch lautes Glucksen... "gutagatatata"... von Weitem bemerkbar gemacht.
Ein aktiver Urlaubstag mit viel (Land-)Luft, viel Sonne - deshalb zeigte der Blick nach Rückkehr um 18.30 Uhr dann auch farbige Gesichter im Spiegel. Immerhin waren wir über 9 Stunden draußen gewesen.
No comments:
Post a Comment